Von 1926 (Gründung der SNCB) bis 2005 bildete die belgische Eisenbahn eine Einheit. 2005 wurden die Aktivitäten unter drei eigenständigen Unternehmen aufgeteilt. Die SNCB-Holding war von diesem Zeitpunkt an zuständig für das Personal, die EDV, die 37 großen Bahnhöfe und die Koordination zwischen den drei Unternehmen. Infrabel ist als Verwalter des Eisenbahnnetzes zuständig für den Unterhalt der Schienen, die Modernisierung des Schienennetzes, die Signaltechnik und das Verkehrsleitsystem. Die SNCB, das Eisenbahnverkehrsunternehmen, organisiert und kommerzialisiert das Zugangebot (national sowie international) und ist für den Unterhalt und die Modernisierung des rollenden Materials zuständig.
Anfang 2013 beschloss die Föderalregierung, die Struktur der Eisenbahn zu vereinfachen. Die SNCB Holding verschwindet, die Aufgabenverteilung zwischen der SNCB und Infrabel.hingegen wird verständlicher. Zusammengefasst wird die SNCB alles verwalten, was die Reisenden betrifft (einschließlich der Bahnhöfe) und sie allein gewährleistet den Informationsaustausch mit den Reisenden. Infrabel fokussiert sich auf die Verwaltung der Eisenbahninfrastruktur (Ausbau, Unterhalt, Modernisierung, …) und den Austausch mit den Eisenbahnunternehmen, wie z.B. der SNCB. Das Personal von SNCB, Infrabel und HR Rail behält denselben Status. HR Rail ist ein bestimmtes Unternehmen, das als alleiniger Arbeitgeber fungieren wird. Diese Umstrukturierung erfolgt im Laufe des Jahres 2013 und wird Anfang 2014 in eine neue Struktur münden.
Herkömmlicherweise war die Eisenbahn unseres Landes, wie in den meisten europäischen Ländern, ein staatliches Monopol. Das heißt, dass diese Gesellschaften die einzigen waren, die das Recht besaßen, Eisenbahndienste auf ihrem nationalen Schienennetz anzubieten. Indem sie die Konkurrenz ankurbelt, hofft die Europäische Union die Qualität des Bahnangebots zu steigern. Dies möchte sie durch einen klaren Schnitt zwischen der Verwaltung der Eisenbahninfrastruktur (den Gleisen) und dem Ausbau des Fahrdienstes erreichen.
Bereits 1991 veröffentlichte die Europäische Union eine erste Richtlinie, um dem Monopol ein Ende zu bereiten. Die Richtlinie 91/440 verpflichtete die Mitgliedsstaaten, den Betrieb der Infrastruktur von der Erbringung der Verkehrsleistungen zu trennen (zumindest buchhalterisch). Diese und die darauf folgenden Richtlinien setzten die Liberalisierung** der Eisenbahn in mehreren Ländern in Gang (wie etwa den Niederlanden oder Großbritannien). Die Richtlinien verbieten den Mitgliedsstaaten der EU, weiterhin wirtschaftliche Tätigkeiten, wie den Gütertransport und den internationalen Personenverkehr zu subventionieren. Die Verkehrsleistungen unseres Landes wurden nicht alle zur selben Zeit liberalisiert. Für den Güterverkehr ist seit 2003 eine Konkurrenz auf internationalen Verbindungen möglich und seit 2007 für alle Verbindungen. Darauf folgte 2010 der internationale Personenverkehr. Der nationale Personenverkehr ist noch nicht an diesem Punkt, könnte es aber bis 2017 sein, auch wenn von Seiten der EU noch kein genaues Datum festgelegt wurde.
Die SNCB besteht aus drei Bereichen, die ganz bestimmte Aktivitäten ausüben. Im Laufe des Jahres 2013 wird die Umstrukturierung Einfluss auf das Organigramm der SNCB haben. Die SNCB wird mit mehr Aufgaben und Verantwortlichkeiten betraut werden (vor allem hinsichtlich der Verwaltung der Bahnhöfe und der Informationen an die Reisenden). Dies hat Änderungen in der Struktur, sowie in den Tätigkeiten einiger Bereiche zur Folge.
Zusätzlich zu den drei Bereichen, gibt es drei große Dienste der SNCB. Finances verwaltet den Betriebs- und Investitionshaushalt der SNCB. Central Support kümmert sich um die (großen) Bestellungen und die Einkäufe der SNCB, die Gebäude und das Personalwesen. SNCB Freight Services organisiert die Tätigkeiten in den Güterbahnhöfen (Rangieren und Aufstellen von Güterzügen) für die Kunden des Frachtsektors (vor allem SNCB Logistics). Verwaltung und Kommerzialisierung des Gütertransports unterliegen vollständig der Filiale SNCB Logistics.
Die SNCB zählt, wie jedes Unternehmen, einige Dienste für die strategischen, juristischen und Kommunikations-Angelegenheiten (Geschäftsplan, Verwaltungsvertrag, usw.). Wenn von Kommunikation die Rede ist, stellen Sie sich den Lautsprecherdurchsagen in den Bahnhöfen und Zügen nicht vor. Die Abteilung Public & Corporate Affairs verwaltet die Pressekontakte***, die Corporate –Seiten der SNCB-Website, das Web TV, die Broschüren und Veröffentlichungen. Sie beschäftigt sich darüber hinaus mit der internen Kommunikation und der Koordination des „Intraweb“ für das Personal der SNCB.
Die SNCB verfügt über eine gewisse Anzahl Filialen, deren Anteilseigner sie vollständig oder teilweise ist. Auf diese Weise kann die SNCB leicht mit nationalen oder ausländischen Partnern zusammenarbeiten. Die Filialen sind hauptsächlich auf den Gütertransport oder den internationalen Personentransport spezialisiert.
SNCB Logistics ist die wichtigste Filiale. Sie kommerzialisiert und verwaltet den Gütertransport. Sie beansprucht die Dienstleistungen von Freight Services und SNCB Technics. Letztere verfügt über drei Werkstätten für die Güterwaggons, die die Mehrheit der Lokomotiven der SNCB Logistics unterhalten und reparieren. SNCB Logistics hält außerdem Aktien in einer Reihe von auf den Güterverkehr spezialisierten Unternehmen. So organisiert Xpedys den Transport von Stahl, Erz, Halbfertigware und diversen industriellen Produkten. IFB kümmert sich um den Transport von Containern und verwaltet die Endbahnhöfe.
Was den internationalen Reisendentransport angeht, ist Thalys mit Abstand am Bekanntesten. Zusätzlich besitzt die SNCB Anteile von 5% in Eurostar.
*SNCB-Holding hält 100% der Aktien der SNCB. Eigentümer der SNCB ist also letztlich der Föderalstaat (um nicht zu sagen der Steuerzahler).
**Liberalisierung bedeutet „ Marktöffnung“. Verschiedene Unternehmen können somit vergleichbare Produkte auf demselben Markt anbieten. Staatsunternehmen dürfen dennoch nicht privatisiert werden (in ein privates Unternehmen umgewandelt werden, dessen Anteilseigner der Staat nicht mehr ist).
**** Die SNCB verfügt über erfahrene Sprecher, die den Umgang mit den Medien gewohnt sind. Sollten Sie von einem Journalisten kontaktiert werden, versuchen Sie nicht, selbst eine Antwort zu formulieren, sondern verweisen Sie ihn zu den Sprechern.
